Mampe Berlin
Was Mampe Berlin heute ist, lässt sich schnell beschreiben: eine Spirituosenmanufaktur mit gläserner Produktion in einem alten Fabrikgebäude in Berlin-Kreuzberg. Mission: Szenige Liköre und klassische Spirituosen-Spezialitäten herstellen. Was aber Mampe Berlin einmal war und wer alles dahintersteckt(e), das ist eine etwas längere Geschichte.
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Mampe Berlin ist wieder zurück!
Die Anfänge der Likör- und Schnapsfabrik Mampe liegen im Jahr 1831, als der “geheime Sanitätsrat” Carl Mampe in seiner Apotheke im pommerschen Stargard eine Medizin gegen die grassierende Cholera erfand. Er nannte sie „Dr. Mampes Bittere Tropfen“. Hundert Jahre später gab es im Berliner Zoo für viele Jahrzehnte immer zwei Elefanten, welche die Namen Carl und Mampe trugen. Und nocheinmal fast 100 Jahre später unternimmt ein startup-Unternehmen unter illustrer Beteiligung aus der Berliner Kreativ- und Kultur-Szene einen Reset für die Marke Mampe Berlin.
Wie passt das zusammen? Gut, dass es Wikipedia gibt: Dort kann man nachlesen, dass Carl Mampe Senior seine Rezeptur an die beiden Stiefbrüder Carl Mampe Junior und Ferdinand Johann Mampe weitergab, die dann jeweils eigene Schnapsfabriken gründeten. 1877 entstand die Carl Mampe AG und siedelte nach Berlin über, während Ferdinand Johann sein Unternehmen noch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Pommern führte und dann nach Hamburg verlagerte. Die ganze Zeit über konkurrierten die beiden Unternehmen und stritten auch gerichtlich daüber, wer Original und wer Nachahmer sei.
Bei alledem behielt jedoch der Zweig Mampe Berlin wirtschaftlich und in der Markenbekanntheit immer die Nase vorn. Man platzierte die Produkte international. Einer der größten Erfolge der Nachkriegsjahre war der Lufthansa Cocktail, dessen Markenrechte später bei den Spreewood Distillers landeten. Diese hauchten dem einst bahnbrechenden “Bottled Cocktail” neues Leben ein, produzierten ihn quasi nebenbei und sind ansonsten sehr erfolgreich mit ihrer eigene Marke Stork, der deutsche Roggenwhisky schlechthin.
Eine spannende Unternehmensgeschichte und zugleich Wirtschaftskrimi, der 1965 in die dritte Runde geht: Inzwischen war der Chef einer Waschmittelfabrik (Rei) Besitzer der AG und ließ die beiden Spirituosenunternehmen fusionieren. Doch die folgenden zwei Jahrzehnte waren schwierig für Mampe Berlin, deren Marke immer mehr Konsumenten verstaubt erschien, und deren Produkte immer weniger überzeugten. Das einst riesige Sortiment wurde eingedampft auf ein paar frühere Kassenschlager, etwas wirklich Neues und Überzeugendes wurde jedoch nicht mehr entwickelt.
Liga-Abstieg mit Ansage
Mampe Berlin zehrte von der früheren Bekanntheit und versuchte mit Sponsoring wieder “Follower” zu finden, wie man heute sagen würde. Aber das klappte nicht. Nicht mit dem Berliner Zoo, den man seit den 1920er Jahren unterstützte, weshalb unter den eingangs erwähnten Elefanten immer ein Carl und ein Mampe waren. Nicht mit Hertha BSC, deren Trickot-Sponsor man seit 1978 war, und auch nicht im Rennsport mit dem Ford Zakspeed Capri im Mampe Design und so erfolgreichen Fahrern wie Hans Heyer oder Klaus Ludwig. Nach dem Fall der Mauer wechselten die Besitzer der Marke und der Produktion von Mampe Berlin – eine Weile versuchte es die Kornfabrik Doornkaat, dann der Spirituosenkonzern Berentzen Gruppe.
Phoenix aus der Asche
Erst mit dem Verkauf der Markenrechte an Unternehmer aus der Berliner Kultur- und Gastro-Szene in 2012 und der Wiedereinführung des Kräuterlikörs Mampe Halb + Halb konnte das Ruder allmählich herumgerissen werden. 2020 stieß der Unternehmer und Kommunikationswissenschaftler Quirin Graf Adelmann hinzu und wurde Mitgesellschafter. Mampe Berlin gibt heute im wesentlichen zwei Produkt-Reihen heraus, eine höherwertige in der schwarzen Steingutflasche und eine mit diversen Party- und Szenegetränken. Die gläserne Manufaktur nebst Schnapsladen und Eventlocation zog in die Bergmannstraße in Berlin-Kreuzberg.
Mampe Berlin Grundsätze
Das Unternehmen handelt heute nach drei Grundsätzen: “Entweder müssen die Produkte seit der Firmengründung im Jahre 1831 in irgendeiner Form schon einmal im Sortiment gewesen sein, oder sie haben einen klaren Bezug zu unserer Mutterstadt Berlin.” Zweitens werden die Produkte zu 100 % handgemacht und enthalten nur natürliche Zutaten. Und drittens liegt allen Spirituosen ein regionales Weizendestillat von bester Qualität zugrunde.