Sind Alte Brände wirklich alt?
Lange Winterabende, Kaminfeuer und Alte Brände – das sind Bilder im Kopf, die für viele zusammengehören. Wenn die Tage kürzer werden und das Wetter schmuddelig, wärmt sich manch einer gerne mit einem “guten Tropfen” von innen auf. Die Bezeichnung Alte Brände macht glauben, es handele sich hierbei um besonders lange gereifte Spirituosen von exklusiver Qualität. Auf einzelne Erzeugnisse mag das zutreffen. Doch ist nicht jede Spirituose, welche die Eigenschaft “alt” im Namen trägt, erfüllt diese Erwartung.
Außerdem ist das Alter alleine kein Garant für außergewöhnliche Qualität. Umgekehrt gilt: Frisch abgefüllte Destillate sind nicht etwa minderwertig. Der Grund für dieses Mißverständnis ist, dass nicht jeder weiß, was mit der Klassifizierung als “alt” gemeint ist. Alte Brände sind eine spezielle Spirituosen-Klasse. Manchmal begegnet man auch der französischen Bezeichnung “Vielle Eau de Vie”. Am bekanntesten sind sicherlich Alte Pflaume, Alter Apfel, Alte Birne usw. Diese Obstbrände sind tatsächlich einige Zeit gereift, häufig in Holzfässern aus Eiche, Kastanie oder in gebrauchten Weinfässern.
Vorgeschrieben ist eine Lagerung im Holzfass – Barrique – für Alte Brände jedoch nicht. Manche Brennereien lassen ihre Destillate auch in Behältern aus Stahl, in Tongefässen oder Glasballons nachreifen. Der Faktor Zeit bewirkt in all diesen Fällen, dass die alkoholische Schärfe abgebaut und der Geschmack milder und harmonischer wird. Allerdings gibt es namhafte Obstbrennereien in Deutschland, Frankreich und der Schweiz, für die eine monatelange Reifung ihrer Destillate eine Selbstverständlichkeit ist. Auch dann, wenn sie nicht alle diese Erzeugnisse als Alte Brände bezeichnen.
Worin besteht denn nun der Unterschied? Anders als “normale” Obstbrände dürfen Alte Brände durch Zusätze verfeinert werden. Das Ziel der Brennmeister ist, die Süße und Fruchtigkeit der Destillate zu steigern. Dazu dürfen sie eine Dosage Zucker einsetzen, aber ebenso können Fruchtsäfte, Fruchtauszüge oder die Beigabe von Trockenobst aus “normalen” Obst- und Edelbränden einen sogenannten “Alten Brand” oder “Vieille” machen. Dem Trend nach süßeren und milderen Spirituosen folgend, die von hervorragender Qualität sind, werden Alte Brände zunehmend beliebt.
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