Glauben auch Sie, dass Obstler kaufen reine Glücksache ist? Angesichts der unüberschaubaren Vielfalt an Obstschnaps fällt es oft nicht leicht, die richtige Auswahl zu treffen. Und vor allem: Was wäre denn „richtig“? Einer mag es süß, der andere hasst es. Manche lieben Williams-Brand, einfach weil sie keine andere Birnensorte kennen (lernen wollen…). Hinzu kommen gut gemeinte Experten-Tipps und sehr spezielle Obstbrand-Sorten, die sich nicht jedem Geschmack erschließen.
Wir möchten ein wenig Licht ins Dunkle bringen und erläutern, worauf es beim Obstler kaufen ankommt.
Obstler oder Obstbrand?
Das ist hier die Frage.
Die Umgangssprache macht da keinen Unterschied – Fachleute und Gesetzgeber dagegen schon: Obstler nennt sich das Ergebnis einer Destillation, wenn verschiedene Obstsorten gemeinsam in den Maischbottich kommen oder man die beteiligten Obstsorten nicht so genau spezifizieren kann (oder will). Meist wird Obstler aus Äpfel und Birnen erzeugt.
Wer ausdrücklich Obstler kaufen möchte, bekommt einen Obstbrand, der auf einer Mischung von Früchten basiert, manchmal auch „Cuvee“ genannt. Der allgemeinere Oberbegriff für Obstler ist also Obstbrand, Obstler ist nur eine Art von Obstbrand, so wie Williams, Mirabelle oder Kirschwasser.
Obstbrand, Obstgeist, Obstschnaps… Gibt es da überhaupt einen Unterschied?
Nicht Masse, sondern Klasse
Die Aufgabe beim Obstbrennen ist nicht, die größtmögliche Menge Alkohol zu erzielen, sondern volles Aroma zu gewinnen und saubere Qualität. Nur der sogenannte Mittellauf eines Destillats weist die gewünschte Spitzenqualität auf, die man von einem Obstbrand erwarten darf. Den hochwertigen Teil des Destillats von den schlechteren Teilen (Vorlauf und Nachlauf) zu trennen, und nur Obst bester Qualität und Reife zu verwenden und richtig vorzubereiten, darin besteht die Kunst der Destillation.
Noch eine Frage: Was ist eigentlich sortenreiner Obstbrand?
So manchem Genießer macht Obstbrand erst dann richtig Freude, wenn dieser sortenrein ist und er die typischen Fruchtnoten herausschmecken kann. Sortenreiner Obstbrand ist das Gegenteil von Obstler (s.o.). Seine Grundlage ist nur eine einzige, genau definierte Obstsorte. Also nicht Apfel, Birne, Pflaume oder Kirsche im Allgemeinen. Sondern beispielsweise: Wahlsche Schnapsbirne, Roter Weinbergpfirsich, Williams-Christ Birne, Gravensteiner Apfel, Zibärtle oder Rubinette ganz im Besonderen.
Im sortenreinen Obstbrand schwingen sehr spezifische Aromen mit, die jeder auf seine Weise für sich entdecken muss. Da geht es nicht nur vordergründig um süß oder sauer, mild oder scharf. Es hängt von der Kunst und der Auffassung der Brennmeister ab, einer Frucht, einer bestimmten Ernte, einem Jahrgang, einer Region, ja sogar einem einzelnen alten Obstbaum die fruchttypischen Aromen zu entlocken, auf die es ankommt.
Das Ganze hat grundsätzlich eine gute und eine schlechte Seite. Die gute ist: Es können immer wieder und überall einzigartige Destillate entstehen, durchaus auch zu überraschend günstigen Preisen. Die schlechte Seite: Niemand kann genau vorhersagen, wann, wo und in welcher Menge. Und was ausgetrunken ist, kann nicht nachbestellt werden. Das hat auch Auswirkung auf Auswahl und Sortiment in unserem Shop – sie passen sich an und wechseln je nach dem.
Wer Freude am Geschmack hat, für den ist sortenreiner Obstbrand wie eine aufregende Entdeckungsreise.